Weil die Zahl von Asylsuchenden schweizweit markant zunimmt, weicht die Empfangsstelle Basel auf die Zivilschutzanlage unter dem Primarschulhaus Kleinhüningen aus. Der Quartierverein reagiert empört. Von Pieter Podervaart in der Basler Zeitung
Für 260 Personen ist das Empfangs- und Verfahrenszentrum (EVZ) Basel ausgelegt. Die Räume sind deutlich überbelegt: heute leben 420 Asylsuchende in der Liegenschaft beim Zoll Otterbach. Vor wenigen Wochen nahm das EVZ Basel deshalb eine Zivilschutzanlage auf dem Firmengelände der Industriellen Werke Basel (IWB) an der Neuhausstrasse in Betrieb, wo aktuell 80 weitere Personen untergebracht sind. Doch auch diese Lokalität reicht nicht
Erschwerend hinzu komme die bevorstehende Festtagszeit, so Michel Pedrett, Chef des EVZ Basel: «Asylsuchende, deren Befragung abgeschlossen ist und die wir an die verschiedenen Kantone weiterleiten sollten, werden dort erst wieder im neuen Jahr übernommen.» Deshalb habe das Bundesamt für Migration (BFM) kurzfristig verfügt, eine weitere temporäre Aus-senstation in Betrieb zu nehmen. Den Entscheid zur Lokalität fällte der Gesamtregierungsrat auf Antrag von Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass.
Schulareal tabu
Die Wahl fiel auf die Zivilschutzanlage unter der Primarschule Kleinhüningen an der Bonerstrasse 30. «Kein idealer Ort», findet Beat Widmer, Mitglied der Schulhausleitung, die schon im September über die Zwischennutzung informiert worden ist. Widmer setzte durch, dass für die maximal 80 Asylsuchenden, die sich tagsüber frei bewegen dürfen, das Schulhausareal tabu bleibt. Zudem werden die vorwiegend aus Afrika stammenden Männer erst nach 8 Uhr früh ihre Unterkunft verlassen dürfen, wenn die 230 Schülerinnen und Schüler im Alter von sechs bis elf Jahren bereits im Klassenzimmer sitzen. Widmer will die Entwicklung sehr genau beobachten, vertraut aber auch auf die strikte Kontrolle durch die private Betreiberfirma ORS Service AG und die Securitas: «Die Unterbringung von Asylsuchenden an der Neuhausstrasse jedenfalls war bei uns nicht spürbar.»
Deutlich heftiger reagiert Georges Böhler, Präsident des Neutralen Quartiervereins Kleinhüningen: «Man weiss doch, dass schwarze Asylbewerber zu einem hohen Prozentsatz in Drogengeschäfte verwickelt sind. Sie so nah bei einem Schulhaus unterzubringen ist verantwortungslos.» Böhler kritisiert, das Kleinbasler Quartier werde schon seit Jahrzehnten mit Einrichtungen belastet, um die besseren Gegenden der Stadt zu verschonen. Besonders sauer stösst Böhler die praktisch inexistente Information der Anwohnerinnen und Anwohner auf. Tatsächlich erhielten diese zur gestrigen Öffnung nur vereinzelt und erst am Dienstag einen knapp gehaltenen Zettel in den Briefkasten verteilt.
«Wir liessen ein paar Zettel verteilen in der Annahme, dass sich die Information schon herumspricht», nimmt EVZ-Chef Michel Pedrett Stellung. Von einer frühzeitigeren Orientierung habe er abgesehen, weil erst sehr kurzfristig klar geworden sei, dass man die Zivilschutzanlage tatsächlich beanspruche.
Erstellt: 19.12.2008, 12:52 Uhr
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